Von Paris nach Tokio: Ein Jahrhundert Art Déco in Schmuck und Design
„Timeless Art Deco“ in Tokio zeigt, wie innovativ Van Cleef & Arpels bereits vor hundert Jahren war. Wandelbare Colliers und Armbänder erlauben verschiedene Tragevarianten. Schmuck wird so zu Ausdruck von Freiheit, Eleganz und Selbstbestimmung.

Wenn man in die Welt des Art Déco eintaucht, denkt man zunächst an die glanzvollen Salons der Pariser Zwanzigerjahre, an geometrische Linien, kühne Materialien und die perfekte Symbiose von Handwerk und Vision. Doch was geschieht, wenn diese Ästhetik heute, ein Jahrhundert später, in einem Museum in Tokio wieder lebendig wird? Die Ausstellung „Timeless Art Deco with Van Cleef & Arpels“ zeigt, wie stark die Designs des Pariser Schmuckhauses noch immer faszinieren – und wie sie zeitlose Ideen von Eleganz, Funktionalität und kulturellem Austausch transportieren.

Das Tokyo Metropolitan Teien Art Museum bietet den perfekten Rahmen für diese Präsentation. Hier werden die historischen Schmuckstücke von Van Cleef & Arpels nicht bloß ausgestellt, sie werden inszeniert – als Teil eines Gesamtkunstwerks, in dem Räume, Licht und Objekte miteinander verschmelzen. Die Ausstellung umfasst Stücke aus dem Archiv, Leihgaben von Privatsammlern und Rekonstruktionen bedeutender Designs. Zentral ist der berühmte Armreif, für den Van Cleef & Arpels bereits 1925 eine Goldmedaille erhielt. Die Rosenblüte, die das Stück ziert, wächst organisch aus einem Gitterwerk, das geometrisch konstruiert ist. Alexandrine Maviel-Sonet, zuständig für das künstlerische Erbe des Hauses, beschreibt ihn als „geschmeidig in der Form, rigoros in der Technik“.
Die Ausstellung beleuchtet auch, wie innovativ Van Cleef & Arpels bereits vor hundert Jahren war. Viele der gezeigten Colliers und Armbänder sind wandelbar, sie können auf unterschiedliche Weise getragen werden – über die Schulter, um den Hals oder klassisch vor der Brust. Damit werden sie zu Symbolen weiblicher Selbstbestimmung, zu Objekten, die nicht nur Schmuck, sondern Ausdruck von Freiheit und Eleganz sind.

Historische Verbindungen zwischen Europa und Asien werden in der Ausstellung subtil sichtbar. Die internationale Ausrichtung der Art-Déco-Bewegung wird hier greifbar, etwa durch den Einfluss japanischer Ästhetik auf europäisches Design. Ornamentik wird reduziert und das Zusammenspiel von Form und Funktion wird zum Leitmotiv. Selbst die komplexesten Schmuckstücke wie das mehrlagige Diamantcollier, das sich in Halskette, Armband oder über die Schulter transformieren lässt, wirken wie Miniaturarchitekturen.
Die Ausstellung vermittelt zugleich den Optimismus der Epoche. Nur wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg glaubten Designer und Künstler daran, dass Kunst und Handwerk die Welt verbessern könnten. Mechanik, Präzision und Schönheit sind hier nicht Gegensätze, sondern Partner. Ob Zip-Collier oder Minaudière, jedes Objekt zeigt, dass Funktionalität nicht den Reiz mindert, sondern die Eleganz verstärkt.
Die Ausstellung bis zum 18. Januar 2026 ist eine Einladung, Art Déco als lebendige Ästhetik zu erleben, die weit über ihre Epoche hinaus wirkt.

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