1988 trifft 2025: Wie Louis Vuitton seine erste Uhr neu erfindet

Was bei Louis Vuitton 1988 als Designexperiment begann, wurde zur Studie über Zeit und Stil. Die neue Monterey übersetzt Gae Aulentis Postmoderne in die Sprache zeitgenössischer Uhrmacherei.

Von Yasmin El Mohandes

Still und fast beiläufig hat sich die Monterey von Louis Vuitton in den letzten Jahren in die kollektive Wahrnehmung der Uhrenwelt geschlichen. 2023 blitzte sie erstmals am Handgelenk von Tyler, the Creator auf, tauchte kurz darauf auf TikTok bei Vintage-Uhrenfans wieder auf – und eroberte schließlich die Laufstege: Bei der Louis Vuitton Women’s Fall/Winter 2025-Show trugen Models Originalmodelle als Accessoires. Jetzt, bei der Women’s Spring/Summer 2026-Show während der Pariser Fashion Week, erschien die Monterey erneut – diesmal als glänzender Gürtelschmuck.

Nun ist sie offiziell zurück: Die neue Monterey ist eine 39-mm-Neuauflage in Gelbgold, eine Hommage an Louis Vuittons allererste Armbanduhr. Ihr strahlend weißes Grand-Feu-Emaille-Zifferblatt, angetrieben vom hauseigenen Automatikkaliber LFT MA01.02, vereint Haute Horlogerie mit der künstlerischen DNA des Hauses. Auf 188 Exemplare limitiert, ist sie eine Verbeugung vor einer fast vergessenen Vision.

Die Monterey wurde 1988 als LV I und LV II von der italienischen Architektin Gae Aulenti entworfen – einer Ikone des Nachkriegsdesigns, bekannt für ihre Arbeit am Musée d’Orsay und ihre kompromisslose Modernität. „Es ist nicht möglich, meinen Stil eindeutig zu definieren“, sagte Aulenti 1987 der New York Times – ein Satz, der auch auf die Monterey passt.

In Kooperation mit IWC entstanden damals zwei avantgardistische Quarzmodelle: die LV I, ein Weltzeit-Uhr mit Mondphase, und die LV II, eine Keramikzeitmesser mit Alarmfunktion. Sie waren ihrer Zeit voraus – technisch ehrgeizig, ästhetisch radikal, kommerziell schwierig. Heute gelten sie als exzentrische Klassiker, deren runde Gehäuseform und 12-Uhr-Krone plötzlich wieder visionär wirken.

Die Neuauflage bleibt dem Original erstaunlich treu, wirkt zugleich puristischer. Das Gehäuse ist vollständig poliert, die charakteristische Krone trägt ein Clous-de-Paris-Dekor, das Band ist nahtlos in die Unterseite integriert. Der wahre Blickfang bleibt das Zifferblatt: Grand-Feu-Emaille in makellosem Weiß – ein Meisterwerk aus über 20 Stunden Handarbeit und mehrfachen Brennvorgängen bei bis zu 900 °C.

„Für uns ist es eher eine Verbeugung vor der Vergangenheit – aber auf moderne Weise“, erklärt Jean Arnault, Direktor der Uhrenabteilung bei Louis Vuitton. „Wir hätten viele Wege gehen können, aber wir wollten zeigen, wie La Fabrique du Temps die Monterey heute bauen würde: mit Emaille-Zifferblatt, Automatikwerk – alles aus eigener Herstellung.“

In einer Zeit, in der viele Marken alte Modelle neu auflegen, wirkt die Monterey erfrischend anders. Louis Vuitton versucht nicht, Geschichte umzuschreiben, sondern sie zu zitieren. 188 Stück, kein Marketing-Hype, kein Massenprodukt, sondern ein dezenter Tribut an alle, die wissen: Das Wertvollste entsteht, wenn Geschichte und Gegenwart sich begegnen.

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