Hightech trifft Historie: Die neue Fondation Cartier erfindet das Museum der Zukunft

Mitten im Herzen von Paris, direkt gegenüber dem Louvre, öffnet ein Ort seine Türen, der die Grenzen zwischen Kunst und Architektur neu definiert: die Fondation Cartier.

Von Yasmin El Mohandes

Die Fondation Cartier ist umgezogen und hat den Boulevard Raspail verlassen, um sich an der Place du Palais-Royal niederzulassen – größer, technischer und visionärer denn je. Das historische Gebäude aus dem Jahr 1855 wurde vom französischen Stararchitekten Jean Nouvel vollständig entkernt und in ein „Museum des 21. Jahrhunderts“ verwandelt. Fünfmal größer als zuvor, verbindet der neue Bau klassische Eleganz mit futuristischer Technologie. Über 200 Millionen Euro sollen in die aufwendige Transformation geflossen sein, bei der Tradition und Innovation zu einer eindrucksvollen Synthese verschmelzen.

Im Inneren zeigt sich das Museum als technisches Meisterwerk: Fünf bewegliche Plattformen, jeweils 1.250 Quadratmeter groß, können hydraulisch angehoben oder abgesenkt werden. Inspiriert von der Mechanik mobiler Brücken und Flugzeugträger, erlauben sie variable Raumhöhen von bis zu elf Metern – ein Novum in der Museumsarchitektur. Damit entsteht ein hochflexibles Ausstellungssystem, das sich jeder künstlerischen Vision anpasst, von monumentalen Installationen bis hin zu intimen Präsentationen. Ergänzt wird dieses System durch innere Laufstege, die wie schwebende Balkone durch den Raum führen, und modulare Decken, die Licht und Raumvolumen ständig neu formen. Das Ergebnis ist ein wandelbares, atmendes Museum, das mit jeder Ausstellung eine neue Gestalt annimmt – ein architektonisches Statement für Beweglichkeit und Offenheit in der Kunst.

Die Fondation Cartier, 1984 vom damaligen Cartier-Präsidenten Dominique Perrin gegründet, war die erste private Kunststiftung Frankreichs und gilt seither als Motor der Pariser Gegenwartskunst. Ihr ursprünglicher Sitz, ein gläserner Bau ebenfalls von Jean Nouvel im 14. Arrondissement, wurde mit über 300 Ausstellungen zu einer Ikone moderner Museumskultur. Künstlerinnen und Künstler wie Damien Hirst, Ron Mueck oder David Lynch fanden dort ein Forum für experimentelles und interdisziplinäres Schaffen. Nun zog die Stiftung ins Zentrum der Stadt – und damit auch symbolisch in den Mittelpunkt der kulturellen Debatte über die Zukunft des Museums. Denn während viele Institutionen noch nach Antworten auf die digitale und ökologische Transformation suchen, scheint die neue Fondation Cartier bereits ein Modell gefunden zu haben: ein Ort, der Technik nicht als Gegensatz zur Kunst, sondern als Erweiterung ihrer Möglichkeiten begreift. Zur feierlichen Eröffnung, die zunächst in kleinem Kreis stattfand, zeigt die Fondation eine spektakuläre Retrospektive: rund 600 Werke von 100 internationalen Künstlerinnen und Künstlern zeichnen den Weg der Stiftung über vier Jahrzehnte nach – von den Anfängen der Konzeptkunst bis zu aktuellen Positionen globaler Gegenwartskunst.

Mit dieser Wiedereröffnung hat Paris nicht nur ein neues Wahrzeichen, sondern auch ein neues Versprechen: dass Kunst, Architektur und Technologie gemeinsam Räume schaffen können, in denen Zukunft erlebbar wird. Und sie zeigt, dass selbst im historischen Herzen der Stadt noch Platz für mutige Modernität ist.

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