Premiere: Schauspielerin Leonille Wittgenstein beim großen DIVA-Shooting
Ob Bühne oder Filmset - Schauspielerin Leonille Wittgenstein fühlt sich überall zu Hause. Das DIVA-Shooting war für sie aber eine spannende neue Erfahrung. Mit Humor und Tiefgang gewährt sie Einblicke in ihr Leben als Schauspielerin. Sie spricht über Inspiration, Salzburg und ihren großen Traum.

DIVA: Was hat Sie ursprünglich zum Schauspiel gebracht?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Ich stand eigentlich schon als Kind ständig irgendwo auf einer Bühne – sei es in Schulaufführungen, Musicals oder an Heiligabend, was mit meinen Cousinen schon ein festes Ritual war; mit Tanzen, Singen und Scharade-Spielen. Dieser Zustand, in verschiedenen Rollen zu sein, hat mich seit meiner Kindheit und bis jetzt schon immer fasziniert und beglückt.
DIVA: Welche Schauspielmethode spricht Sie am meisten an?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Ich sehe die verschiedenen Methoden eher wie einen Werkzeugkasten meiner gedanklichen Möglichkeiten und nutze je nach Rolle unterschiedliche Methoden. Am häufigsten arbeite ich nach Stanislawski: Ich lese das Script mehrmals durch und höre den anderen Figuren zu, wie sie über meine Rolle denken und wie meine Rolle selbst über sich denkt.
DIVA: Wie bereiten Sie sich auf eine Rolle vor?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Ohne meinen „Gefühls-Supporter“ – meine Musik-Playlist – finde ich nicht zu meiner eigenen Sicherheit, mich wohlzufühlen. Ich habe für verschiedene Gefühlsstimmungen und sogar für bestimmte Charaktere eigene Playlists; für meine Rolle als Debbie Zweifler in „Die Zweiflers“ habe ich noch immer meine geheime Debbie-Playlist. Ich gehe wirklich nie ohne meine Kopfhörer aus dem Haus, wie wahrscheinlich die meisten! Musik erdet mich und schenkt mir einen Rahmen, um meine eigenen Gedanken und Emotionen klarer spüren zu können.
DIVA: In der historischen Dokumentation „Auguste Victoria – die letzte deutsche Kaiserin“ (2020/2021) spielten Sie die junge Auguste Victoria, und 2024 folgte die Serie „Die Zweiflers“, in der Sie Debbie Zweifler verkörpern. Wie unterschiedlich war der Zugang zu diesen beiden Figuren?
LEONILLE WITTGENSTEIN: In „Auguste Victoria“ habe ich eine Frau des 19. Jahrhunderts gespielt, „Die Zweiflers“ ist eine fiktionale Serie, Debbie Zweifler lebt im Berlin von 2015. So unterschiedlich die Welten auch sind, beide Frauen verbindet etwas … Sie kämpfen für das, was ihnen wichtig ist: ihre Familie, ihre Überzeugungen – und vor allem um ihre eigene Identität. Umso mehr freue ich mich, bald mit den Dreharbeiten zur zweiten Staffel von „Die Zweiflers“ zu beginnen; darauf, zu sehen, wie sich Debbie weiterentwickeln wird, und natürlich auf die erneute Zusammenarbeit mit unserem Showrunner David Hadda und allen wunderbaren Kollegen am Set!
DIVA: Gab es eine Rolle, die Sie besonders herausgefordert hat?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Ich darf noch nicht viel darüber erzählen, aber dieses Jahr hatte ich die Ehre, in Budapest meinen ersten internationalen Film mit dem grandiosen Regisseur Ruben Östlund zu drehen! Er hat mir unglaublich viel Mut geschenkt, meinen Instinkten zu vertrauen und wirklich im Moment zu sein. Am Set neben Kirsten Dunst, Keanu Reeves, Daniel Brühl, Nicholas Braun und vielen anderen war es eine Herausforderung, weil es gleichzeitig erlaubt und sogar gewollt war, nicht alles sofort perfekt umzusetzen. Diese Freiheit, auch einmal zu „failen“, und dass das vollkommen okay ist – das hat mir gezeigt, dass Unsicherheit und Fehler keine Schwächen sind, sondern Teil eines kreativen Prozesses, der einen beflügelt und das Team am Set zusammenschweißt. Gerade durch diese Erfahrung habe ich gelernt, mich freier am Set und in der Welt zu bewegen, Risiken einzugehen … ein unglaublich befreiendes Gefühl, das mich als Schauspielerin und als Mensch in zukünftigen Sets immer begleiten wird.
DIVA: Sie sind kürzlich für die DIVA vor der Kamera gestanden. Wie war das Beauty-Shooting für Sie?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Aufregend! Ich war davor sehr angespannt, hatte so ein Shooting vorher noch nie gemacht und habe mir sogar ein paar Tutorials auf Youtube angeschaut. Aber kaum war ich im Studio, war die Nervosität sofort weg. Das ganze Team hat mich total herzlich empfangen, und mit der Musik im Hintergrund und der wunderbaren Fotografin Esther Haase hat das ganze Shooting richtig Spaß gemacht.
DIVA: Bleiben wir beim Stichwort Beauty: Haben Sie eine spezielle Beautyroutine?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Weil ich empfindliche Haut habe, benutze ich gar nicht so viele Produkte … less is more! Seit fünf Jahren schwöre ich täglich auf meine dünnflüssige SPF-50-Sonnencreme, und abends gibt’s einfach eine gute Feuchtigkeitspflege.
DIVA: Wie haben Sie sich vor der Kamera gefühlt – eher wie eine Schauspielerin oder wie ein Model?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Ich würde Schauspielerin und Model nicht vergleichen, weil beide auf ihre eigene Weise Geschichten erzählen – durch ihre Gesten, Bewegungen und Blicke. Für jeden Look habe ich meinen eigenen Ansatz und ein eigenes Szenario gefunden. Ich kann natürlich nicht für Models sprechen … aber ich glaube, auch sie versetzen sich während des Shootings in eine bestimmte Gefühlslage.
DIVA: Haben Sie etwas Neues gelernt – über sich selbst oder Ihren Ausdruck vor der Kamera?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Auf jeden Fall! Ich habe gemerkt, wie sehr man allein mit Emotionen, ganz ohne Worte oder Dialoge, etwas ausdrücken kann; egal ob Filmkamera oder Fotokamera. Es war spannend zu sehen und zu spüren, wie stark man hier auch mit Blicken, Gesten oder kleinen Nuancen eine Geschichte erzählen kann.
DIVA: Welches Outfit oder Make-up hat Ihnen am besten gefallen und warum?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Alle Outfits und Make-up-Looks waren auf ihre eigene Weise toll, vor allem der Chanel-Schmuck! Aber das erste Outfit und Make-up haben bei mir den größten Eindruck hinterlassen. Da habe ich mich wie Marilyn Monroe oder Audrey Hepburn gefühlt – zwei meiner absoluten Ikonen. Es war total natürlich, ich hatte nur eine rosa Bettdecke um mich, die wie ein Kleid wirkte. Das natürliche Make-up und die warmen Farben des Lidschattens haben super zum Outfit und zu meinem Hautton gepasst. Ich bin auf dem Bett rumgehüpft, habe gelacht und geschrien … es war richtig befreiend!
DIVA: Wie war die Zusammenarbeit mit dem DIVA-Team – Fotografin, Make-up-Artist, Stylist?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Die Fotografin Esther Haase hat mich sofort in ihre Vision eingebunden, mir aber auch die Freiheit gegeben, meine eigenen Ideen einzubringen … das hat mir viel Vertrauen gegeben. Zusammen mit dem Stylisten Noah Kächelin dem Make-up-Artist Martin Schmid und dem Hair-Stylisten Gunnar Schendera waren wir das perfekte Team. Während meiner Make-up- und Hair-Changes hatten wir tolle, lustige und auch tiefgründige Gespräche, und die Zeit verging wie im Flug. Alles ist sehr harmonisch abgelaufen, und ich habe mich wirklich geehrt gefühlt, mit so talentierten Menschen zusammenzuarbeiten.
DIVA: Wie gehen Sie mit Lampenfieber um?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Lampenfieber finde ich richtig gut und wichtig! Es zeigt mir, dass das Schauspielern mir wirklich am Herzen liegt – und Energie in mir freisetzt. Unter anderem mache ich auch meine Atemübung: Dreimal tief einatmen und dann langsam aus. Das wiederhole ich zwei- bis fünfmal. Humor ist dabei sehr wichtig – kleine Lachanfälle gehören auf jeden Fall dazu
DIVA: Was macht für Sie einen guten Schauspieler aus?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Für mich persönlich gibt es keine „guten“ oder „schlechten“ Schauspieler – das empfindet jeder Zuschauer anders. Wenn ich als Zuschauerin und auch als Kollegin den Schauspielern alles glaube, bin ich sofort in ihrer Welt.
DIVA: Wie unterscheidet sich das Arbeiten vor der Kamera vom Theater?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Mein Körper, meine Gedanken, meine Blicke, all das ist immer dasselbe. Ich bin als Schauspielerin mit meinem ganzen Körper in der Situation, am Set und auf der Bühne, und auch mein emotionaler Zustand und mein Lampenfieber bleiben gleich. Der einzige wirkliche Unterschied ist der Applaus – und dass man beim Theater alles am Stück spielt. Aber letztendlich spiele ich nicht für mich, sondern für das Publikum.
DIVA: Sie sind die Tochter von Sunnyi Melles, einer ebenfalls renommierten Schauspielerin. Wie beeinflusst Sie dieser familiäre Hintergrund – und gab es dabei besondere Momente, in denen Sie bewusst gespürt haben: „Ja, das ist mein Weg!“?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Ich bin sogar schon in vierter Generation Schauspielerin. Als ich mit zwölf Jahren mein erstes Casting machte und für den Kinofilm „Der Baader Meinhof Komplex“ die Rolle „Das Mädchen“ spielen durfte, war das für mich unglaublich. Am Filmset stand der große Regisseur Uli Edel auf der hohen Plattform des Kamerakrans mir gegenüber und sah mich am Fenster des Zimmers. Uli Edel gab mir per Walkie-Talkie seine Regieanweisungen. In diesem Moment wurde ich Schauspielerin … es sollte so sein! Ich erinnere mich noch genau: Ich wollte, dass dieser Drehtag nie endet. Ein magischer Moment: Ja, Schauspielerin, das ist es, was ich mein Leben lang machen möchte … schauspielern …
DIVA: Sie leben derzeit in Berlin. Welchen Einfluss hat die Stadt auf Ihre Kreativität?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Ich bin Münchnerin – Berlin ist unglaublich bunt, laut und direkt. Manchmal sitze ich in der U-Bahn oder Trambahn und beobachte Menschen, die so einzigartig sind, dass ich sofort Ideen für zukünftige Rollen bekomme. Diese Vielfalt an Persönlichkeiten zu erleben ist unglaublich toll.
DIVA: Ihre Familie hat eine starke Verbundenheit zu Österreich. Wie ist das bei Ihnen?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Die Salzburger Festspiele verbinden mich mit meinen allerersten Theater- und Opern-Erfahrungen! Schon als ich ein kleines Kind war, nahm mich meine Mama zusammen mit meinem Bruder immer backstage mit. Ich war völlig eingeschüchtert von dieser anderen Welt: Künstler in Kostümen, die Gerüche der Kostüme, das Make-up … Wir gingen an Garderoben vorbei, hörten große Tenorsänger sich einsingen – es war unglaublich magisch, lebendig und überwältigend.
DIVA: Haben Sie konkrete Ziele oder Traumprojekte – zum Beispiel eine Rolle in Theater, Film oder Serie –, die Sie unbedingt umsetzen möchten?
LEONILLE WITTGENSTEIN: Ich bin sehr dankbar für alles, was ich bisher als Schauspielerin erleben durfte – ein Beruf, der wirklich nicht selbstverständlich ist und auch herausfordernd sein kann. Ein großer Traum von mir ist es, die Buhlschaft in „Jedermann“ zu spielen. Ich bewundere die Vielschichtigkeit der Rolle, ihre Beziehung zum Tod, zum Jedermann – und ihre Stärke! Meine eigene Version, die Gefühle dieser Figur zu bringen, das war für mich immer ein Traum. Ob es klappt, steht in den Sternen – ich gehe meinen Weg, gebe mein Bestes bei all den wundervollen Projekten, die auf mich warten, und genieße jeden Moment dabei!
© Esther Haase