Mode als Kunst: Alaïa und Balenciaga im Museo del Tessuto
50 Kleider, 12 Originalzeichnungen und seltene Filmaufnahmen: Zum ersten Mal werden Alaïa und Balenciaga gemeinsam in Italien ausgestellt.

Wer Mode nur als Bekleidung versteht, übersieht ihre eigentliche Kunst. Das Museo del Tessuto widmet sich zum 50-jährigen Bestehen einer Ausstellung, die zwei Couturiers als Architekten des Körpers vorstellt: Azzedine Alaïa und Cristóbal Balenciaga. Unter dem Titel „Bildhauer der Form“ sind 50 Kleider, zwölf Originalzeichnungen und seltene Filmaufnahmen zu sehen, erstmals in Italien, bis zum 3. Mai 2026.
Kuratiert von Olivier Saillard in Zusammenarbeit mit der Fondation Alaïa und den Balenciaga-Archiven in Paris, zeigt die Schau, wie Stoff zum Medium skulpturaler Form wird. Der Auftakt: Zwei Abendroben – Alaïas Jersey-Kleid von 1988, Balenciagas Seidenrobe von 1960 – stehen sich wie Spiegelbilder gegensätzlicher Ästhetik gegenüber. Videoprojektionen illustrieren die Leben der Designer und ihre Entwürfe.



Die Ausstellung gliedert sich in drei Kapitel: Atelier Tailleur, Atelier Flou und Spanien. Alaïas marineblaues Redingote-Kleid steht neben Balenciagas strengem Wollkostüm von 1949, Drapierungen treffen auf architektonische Schnittführung, Schwarz dominiert, nur gelegentlich akzentuiert durch Rosa oder Samt. Spanien, das Heimatland Balenciagas und wiederkehrendes Motiv Alaïas, wird durch Flamenco-Rüschen, Boleros und dramatische Silhouetten geehrt.
Die Gegenüberstellung der Werke macht die charakterlichen Unterschiede deutlich: Balenciagas formale Strenge kontrastiert mit Alaïas sinnlicher Körperlichkeit. Beide teilen den Respekt vor der Architektur des Körpers und die akribische Verarbeitung der Stoffe. „Für beide beginnt alles mit Stoff und endet mit Form“, bringt Carla Sozzani, Präsidentin der Alaïa-Stiftung, die Ausstellung auf den Punkt. Das toskanische Prato, das größte Textilzentrum Europas, bietet den idealen Rahmen für diesen Dialog der Meister.







