Die zweite Haut der Mode: 75 Jahre Wolford

Seit 1950 begleitet Wolford Frauen auf der ganzen Welt – mit Strumpfhosen, Bodys und Legwear, die sich dem Körper anschmiegen. Helmut Newtons ikonische Fotografien machten die Marke weltbekannt. Heute interpretiert Designer Nao Takekoshi die Marke mit zeitgenössischer Sensibilität.

Von Alexander Pfeffer

Ein Bild genügte, um Wolford weltbekannt zu machen: eine Frau in schwarzen Strümpfen, fotografiert von Helmut Newton in den 1990er-Jahren. Kühl, souverän, voller Energie. Doch diese Ikonen erzählen nur einen Teil der Geschichte. Was man auf den Fotos nicht sieht, ist die stille Präzision, mit der alles begann: eine Fabrikhalle in Bregenz, 1950, und die Idee, Strümpfe herzustellen, die nicht kneifen, nicht einschnüren, sondern fließen.

Aus dieser Idee wurde ein Prinzip: Kleidung, die sich dem Körper anschmiegt, ohne einzuengen, eine „zweite Haut“. Bodys, Strumpfhosen und Legwear von Wolford sollten nicht nur bedecken, sondern begleiten. Wer eine Wolford-Strumpfhose trägt, spürt sofort den Unterschied – die Leichtigkeit, die Weichheit, das fast vergessene Gefühl von Freiheit im Alltag.

Wolfords Durchbruch auf internationaler Bühne verdankt sich der Fotografie von Helmut Newton. Anfang der 1990er inszenierte er Strümpfe aus Vorarlberg an der Bucht von Monte Carlo wie skulpturale Artefakte: streng, elegant, mit einem Hauch von Glamour. Die Models, oft nur in Rückenansicht, wirkten wie Figuren aus einer anderen Welt – die Strumpfhosen wurden zur zweiten Haut, Ausdruck von Selbstbewusstsein und Stärke. Später brachten Ellen von Unwerth spielerische Leichtigkeit und Mario Testino internationale Strahlkraft ins Bild.

Heute führt Nao Takekoshi die kreative Linie weiter. Der japanische Designer verbindet technische Präzision mit einer neuen Sensibilität: Für ihn steht nicht das Kleidungsstück im Zentrum, sondern die Frau, die es trägt. Seine Entwürfe sind schlicht, funktional und wirken wie Bühnen für Selbstbewusstsein, Bewegung und Individualität. Takekoshi schlägt eine Brücke zwischen Tradition und Gegenwart – zwischen Newtons ikonischer Inszenierung und einem modernen Verständnis von Weiblichkeit.

Trotz der künstlerischen Erfolge ist die wirtschaftliche Realität herausfordernd: Die Marke genießt hohes Ansehen weltweit, kämpft jedoch seit mehreren Jahren mit strukturellem Wandel im Einzelhandel, einem sich verändernden Konsumverhalten und finanziellen Belastungen. Diese Spannungen machen die kreative Neuausrichtung und die Jubiläumskampagne noch relevanter.

Zum 75-jährigen Jubiläum inszeniert Wolford die Kampagne The Thread of Attitude. Die Fotografin Camila Falquez zeigt Frauen unterschiedlichster Herkunft, Altersgruppen und Körperformen, verbunden durch ein langes, fließendes Stoffband. In offenen Landschaften auf Sizilien entstanden Szenen, die fast wie lebendige Gemälde wirken.

Begleitet wird die Feier von einer Sonderedition: Takekoshi hat einen Wolford-Klassiker neu gedacht: Der Rollkragen-Bodysuit wird erstmals aus besonders feiner Merinowolle gefertigt. Ein Stück, das die Geschichte weitererzählt – und zugleich einen Ausblick auf die Zukunft gibt.

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