Zeit war einst ein intimes Gut – diskret, persönlich, verborgen. Van Cleef & Arpels hat diesen Zauber bewahrt. Die Cadenas-Uhr ist ein Schmuckstück, das mehr verschweigt als zeigt. Und gerade darin liegt ihre Kraft.

Wer heute auf die Uhr blickt, tut dies meist beiläufig – ein schneller Blick auf das Handgelenk, das Smartphone, die Smartwatch. Zeit ist ein öffentliches Gut geworden, omnipräsent, digital, oft schrill. Doch es gab eine Ära, in der das Ablesen der Uhrzeit ein Akt der Intimität war – diskret, kontrolliert, fast schon geheim. In den 1930er-Jahren galt es für Frauen der Gesellschaft als unfein, offen nach dem Zifferblatt zu schielen. Es war ein Moment, den man sich selbst vorbehalten wollte.

Van Cleef & Arpels griff diesen Zeitgeist auf – oder besser gesagt: unterlief ihn. Mit der Cadenas-Uhr schufen sie ein Meisterwerk, das weit mehr war als ein Zeitmesser. Es war ein Schmuckstück von symbolischer Kraft, eine stille Revolte, die im Glanz von Gold und Diamanten funkelte. Renée Puissant, die visionäre Tochter des Gründerpaares und kreative Direktorin des Hauses, transferierte das Motiv des Vorhängeschlosses in ein Objekt von zeitloser Eleganz. Ein schräg geneigtes Zifferblatt, versteckt vor fremden Blicken, sichtbar nur für die Trägerin – ein subtiles feministisches Manifest inmitten einer Ära patriarchaler Etikette.

2025, neun Jahrzehnte später, feiert die Cadenas ihr Comeback. In einer luxuriösen Neuauflage, die dem historischen Understatement mit opulenter Selbstsicherheit begegnet. Gelbgold. Weißgold. Pavégefasste Diamanten in Snow-Set-Technik, dazu Saphire im Princess-Cut, eingebettet in ein doppelt gewickeltes Schlangenkettenarmband – das ist Haute Joaillerie, die nicht um Aufmerksamkeit bittet, sondern sie auf sich zieht. Und doch: Trotz allem Glanz bleibt die DNA der Uhr erhalten. Die schräg gestellte Anzeige bleibt eine Geste der Selbstbestimmung.

In einer Zeit, in der sich alles um Sichtbarkeit dreht – von sozialen Netzwerken bis zu Fitness-Trackern – ist die Cadenas ein leiser Widerspruch. Sie ist ein Rückzugsort. Ein Schmuckstück, das nur eine kennt: die Trägerin. Und das ist vielleicht das mutigste Statement von allen.