Parfum als Kunstform: Das Pariser Palais de Tokyo widmet Francis Kurkdjian eine große Retrospektive
Seit drei Jahrzehnten prägt Francis Kurkdjian die Welt der Düfte – das Palais de Tokyo würdigt seinen visionären Ansatz mit einer außergewöhnlichen Schau.

Das Palais de Tokyo in Paris widmet dem Meisterparfümeur Francis Kurkdjian bis zum 23. November eine außergewöhnliche Retrospektive: „Parfum, sculpture de l’invisible – Parfüm, die Skulptur des Unsichtbaren“. Die Ausstellung feiert 30 Jahre kreatives Schaffen eines Mannes, der es versteht, Düfte in eigenständige, sinnlich erfahrbare Kunstwerke zu verwandeln.
Francis Kurkdjian zählt zu den prägendsten Nasen der modernen Parfümeriegeschichte. Bereits im Alter von 24 Jahren revolutionierte er die Branche mit Le Male von Jean Paul Gaultier, einem Duft, der schnell zur Ikone wurde. 2001 gründete er sein Atelier für maßgeschneiderte Parfums und arbeitet seither für renommierte Modehäuser wie Dior, Saint Laurent, Rick Owens oder Galliano. Gleichzeitig verfolgt er ein persönliches, experimentelles Werk an der Schnittstelle von Kunst, Musik und multisensorischer Inszenierung. Für Kurkdjian ist der Geruchssinn ein eigenständiges Medium, das genauso bewegen kann wie ein Gemälde oder eine Symphonie.
Die von Jérôme Neutres kuratierte Ausstellung bietet einen multisensorischen Parcours zwischen Düften, Klängen, Bildern und Geschmack. Jeder Duft erzählt eine Geschichte, ruft Erinnerungen oder Ideen hervor, und Besucher erhalten ein Heft mit „Parfümeur-Notizen“, um ihre Eindrücke festzuhalten. Zu den herausragenden Installationen gehört L’Or bleu, ein parfümiertes Trinkwasser, das Kurkdjian gemeinsam mit Yann Toma entwickelte, sowie L’Odeur de l’argent, eine Arbeit für die Künstlerin Sophie Calle, die mit Anziehung und Abstoßung spielt.
Ein besonderes Highlight ist die olfaktorische Interpretation von Bachs Cello-Suite Nr. 2. In dieser Installation werden die musikalischen Strukturen, Harmonien und emotionalen Nuancen des Stücks in Duftakkorde übersetzt. Die Besucher erleben die Komposition quasi mit der Nase.
Ebenso experimentell ist V-Scent, eine Virtual-Reality-Installation, bei der Pixel durch Düfte ersetzt werden und Wahrnehmung und Intensität neu erfahren werden. Den krönenden Abschluss bildet L’Alchimie des Sens, eine immersive Installation rund um das legendäre Parfum Baccarat Rouge 540. Licht, Klang, Geschmack und Duft verschmelzen hier zu einer Gesamterfahrung, die alle fünf Sinne anspricht, unterstützt durch Kreationen von Starköchin Anne-Sophie Pic und Werke von Künstler Elias Crespin, Komponist David Chalmin und den Labèque-Schwestern, ein französisches Klavierduo.
Die Ausstellung macht jedenfalls Parfüm zu greifbarer Kunst. Kurkdjian zeigt, dass Düfte nicht nur getragen, sondern als eigenständige Skulpturen erlebt, gerochen, gehört und sogar geschmeckt werden können.


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