Edelstein, Ethos und Eleganz

Chopard geht mit der Insofu-Kollektion zurück zum Ursprung. Ein Smaragd von seltener Größe und besonderer Geschichte steht im Mittelpunkt. Gefasst in klare Formen, erzählt er von Respekt und Handwerkskunst. Ein Schmuck-Kollektion, die weit über Design hinausgeht.

Von Yasmin El Mohandes

Es ist eine fast altmodisch anmutende Idee, im besten Sinne des Wortes: Dass der Ursprung eines Gegenstands ebenso bedeutsam ist wie seine vollendete Erscheinung. In einer Zeit, in der Luxusprodukte oft auf bloßen Glanz reduziert werden, rückt Chopard mit der Insofu-Kollektion die Tiefe der Dinge ins Zentrum. Sie erzählt von Herkunft, Respekt, und handwerklicher Langsamkeit – und davon, wie sich aus einem einzigen Smaragd eine Erzählung weben lässt, die weit über Karat und Schliff hinausgeht.

Die Geschichte beginnt in Sambia, in der Kagem-Mine, wo 2018 ein roher Smaragd zutage gefördert wurde. 6225 Karat – ein Naturwunder, das die Minenarbeiter ehrfürchtig „Insofu“ nannten: Elefant, in der lokalen Sprache Bemba. Es ist ein poetisches Detail, das nicht nur die kolossale Größe des Steins beschreibt, sondern auch seine Bedeutung für die Menschen vor Ort. Und genau hier beginnt Chopards Engagement für Rückverfolgbarkeit, Ethik und kulturellen Kontext.

Caroline Scheufele, Co-Präsidentin und Kreativchefin des Hauses, war es, die den Stein 2022 in Paris entdeckte und sich entschied, ihn zu erwerben – nicht als Trophäe, sondern als Ausgangspunkt einer Kollektion, deren Substanz im Prozess selbst liegt. In einer Branche, die häufig auf bereits geschliffene Steine setzt, entschied sich Chopard für den mutigeren Weg: Den Smaragd in seiner rohen Form zu verstehen, zu respektieren – und ihm durch präzises Schleifen seine Geschichte zu entlocken.

Das ist keine selbstverständliche Entscheidung. Smaragde gelten als besonders fragile Edelsteine, ihre Einschlüsse – die sogenannten „Jardins“ – bergen Risiken beim Schleifen, aber auch Chancen: Denn gerade diese feinen inneren Strukturen machen die lebendige Tiefe eines jeden Steins aus. Fast ein Jahr arbeiteten erfahrene Edelsteinschleifer in den Ateliers des Hauses, um die Balance zwischen ästhetischer Brillanz und natürlicher Integrität zu finden. Das Ergebnis: 850 Karat geschliffene Smaragde – voller Charakter, voller Leben.

Die Insofu-Kollektion ist mehr als nur ein formales Statement. Sie ist ein ästhetischer Ausdruck der Idee, dass Luxus nicht in Überfluss, sondern in Verantwortung liegt. Der „Emerald Paternity Test“, entwickelt vom Gübelin Gem Lab, erlaubt die lückenlose Rückverfolgbarkeit jedes einzelnen Steins – durch DNA-basierte Markierungen, die beim Schleifen erhalten bleiben. Diese technologische Innovation verbindet sich bei Chopard mit der Vision eines nachhaltigen Luxus, der über Modewellen hinausreicht.

Formal orientieren sich viele Stücke der Kollektion an Motiven des Art déco – einer Ära, die wie kaum eine andere für den Glauben an  Fortschritt, Design und Lebensfreude stand. Besonders eindrucksvoll gelingt dieser Brückenschlag beim Herzstück der Kollektion: Ein Anhänger in Form eines Elefanten, dessen Rüssel sich triumphierend nach oben reckt. Gefertigt aus verschiedenen Schliffformen des Insofu-Smaragds, flankiert von funkelnden Diamanten, ist dieses Stück zugleich Symbol und Skulptur. Es verweist auf den Ursprung der Kollektion – und auf die Möglichkeit, Poesie und Präzision zu vereinen.

Auch die übrigen Schmuckstücke tragen diese Ambivalenz in sich: Zwischen der Opulenz der Zwanziger Jahre und der Zurückhaltung moderner Nachhaltigkeit entfalten sich Choker, Cocktailringe, lange Ketten, ein Sautoir aus pinkfarbenen Perlen und ein kunstvoll gearbeitetes Manschettenarmband. Jedes Stück ist eine Hommage an das Zusammenspiel von Form und Herkunft, von Handwerk und Idee.

Und doch geht Caroline Scheufele noch weiter. Sie fügt der Kollektion eine weitere Ebene hinzu: fünf Couture-Kleider, die sie selbst entwarf. Sie sind keine Begleiterscheinung, sondern eine Fortsetzung – ein textiler Dialog mit der Formensprache der Schmuckstücke. Die Kleider zitieren mit fließenden Silhouetten und architektonischen Details die Opulenz der 1920er, übersetzt in eine stille Moderne. Es ist ein kuratiertes Zusammenspiel aller Métiers d’Art – ein seltener Moment, in dem Haute Joaillerie und Haute Couture nicht konkurrieren, sondern sich vervollständigen.

Gleichzeitig schlägt die Kollektion eine Brücke zur Welt jenseits der Vitrinen. Ein Teil der Erlöse geht an die Organisation Elephant Family, die sich für den Schutz asiatischer Elefanten einsetzt. Auch das ist nicht plakativ, sondern programmatisch. Denn ein Elefant verschwindet nicht leise. Und ein Smaragd wie Insofu verdient es, nicht nur bewundert, sondern verstanden zu werden.

 Insofern bleibt Insofu eine Kollektion für Eingeweihte. Für Sammlerinnen, die ihre Schmuckstücke nicht zum Schaulaufen tragen, sondern als Teil ihrer eigenen Semantik begreifen. Für jene, die verstehen, dass ein handgeschliffener Smaragd aus Sambia, gefasst in einem von Caroline Scheufele persönlich kuratierten Setting, mehr ist als eine Zierde: ein Statement, ein Gesprächsstoff, vielleicht sogar ein Gegenentwurf zur Entwertung des Werts.

Denn was ist Luxus, wenn nicht eine Form des Bewusstseins? Insofu antwortet mit Stille, mit Tiefe, mit einem Talisman in Elefantenform – und mit dem beruhigenden Wissen, dass sich auch in der Welt des Überflusses noch neue Geschichten erzählen lassen.

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